Warum gibt es noch keine akzeptable Reiseauskunft, die Strasse und ÖV kombiniert?

Betrachtet man nur Verkehre, die nach Fahrplänen abgewickelt werden (= öffentlicher Verkehr), dann gibt es da schon die etablierten Systeme der Bahnen und Verkehrsverbünde. Auf dieser Basis könnte man noch relativ einfach Lösungen für den reinen ÖV entwickeln, die wirklich alle fahrplangebundenen Verkehre umfassen, wenn man über eine multi-kriterielle Reiseauskunft verfügt (Link). Weil solche Systeme heute noch keine Marktbedeutung haben ist dies – neben der fehlenden Zusammenarbeit der Anbieter - ein Grund, warum es heute keine integrierte Reiseauskunft mit Flug, Fernbussen und dem klassischen ÖV auf Schiene und Straße gibt. Aber das algorithmisch zu lösen wäre noch vergleichsweise einfach.

Wirklich schwierig wird es erst, wenn man IV und ÖV gleichzeitig und ohne Einschränkungen diskriminierungsfrei berücksichtigen möchte. Der Grund liegt primär darin, dass die Algorithmen zur Verbindungssuche basierend auf Fahrplänen und der dagegen vergleichsweise einfachen Suche auf Wegenetzen völlig unterschiedlich sind und man für optimale Ergebnisse eine sehr hohe Zahl möglicher Übergangspunkte für den ggf. mehrfachen Wechsel zwischen IV und ÖV in Betracht ziehen muss. So könnte eine optimale Verbindung z. B. sein mit dem eigenen Pkw nicht zum nächsten Bahnhof, sondern zu einem weiter entfernten Bahnhof zu fahren, dort den Wagen zu parken, mit dem ICE eine weite Strecke zurück zu legen um dann in der Nähe des Ziels z. B. ein Carsharing- Fahrzeug zu nutzen. Dabei ist es in der Regel auch sinnvoll, gleich die Rückreise mit zu planen und dabei übergreifend Hin- und Rückreise zu optimieren, weil man z. B. das Carsharing-Fahrzeug an der gleichen Station zurückgeben muss, aber auf jeden Fall der eigene Pkw am Parkplatz für die Heimfahrt genutzt werden muss.

Klingt kompliziert - ist es auch. Der algorithmische Fortschritt ist hier ein wenig enttäuschend. Was vielleicht auch daran liegt, dass gerade in Deutschland Fahrplandaten nur selten als OpenData vorliegen und damit die Basis für Lösungen Dritter fehlt.