Im seinem Weblog "Zukunft Mobilität" berichtet der Blogger Martin Randelhoff am 14.06.2018 über das Thema der Unterschätzung des Zeitaufwands der privaten PKW-Nutzung bei Fahrten von Tür zu Tür gegenüber anderen Verkehrsmitteln. 

Eine Fahrt von 0,5 - 5,0 km kann u.U. zu Fuß (sehr kurze Distanzen), mit Fahrrad oder Pedelec deutlich schneller absolviert werden als mit dem privaten PKW. Grund sind Parkplatzsuche und umständlichere Wegstrecken für PKWs, wobei vom Parkplatz zum Ziel ggfs. sogar noch zusätzliche Fußwege in Kauf zu nehmen sein könnten. Dabei spielen oft auch mehr oder weniger irrationale Einstellungen bezüglich des eigenen PKWs eine Rolle. Eine Mobilitätsinformation, die hier realistische Zeiten für verschiedene Verkehrsmittel anzubieten vermag, wäre eine gute Orientierungs- / Entscheidungshilfe für die Wahl des optimalen Verkehrsmittels bzw. der optimalen Verkehrsmittelkombination. Hier könnten auch Preis und Sicherheitsempfinden eine Rolle spielen. Grundsätzlich besteht zwar Wahlfreiheit, soweit diese nicht durch objektive oder auch subjektive Tatbestände eingeschränkt ist (z.B. fehlender Führerschein, keine Lust zu laufen etc.). Freie Verkehrsmittelwahl vorausgesetzt, sind folgende Faktoren von Bedeutung:

  • Unabhängigkeit bzw. Flexibilität
  • Schnelligkeit
  • Zielerreichbarkeit
  • Umweltverträglickeit
  • Verkehrssicherheit
  • Bequemlichkeit
  • Gepäcktransport
  • sportliche Aktivität (Anm. des Autors)

Bei der Gewichtung dieser Faktoren spielt der hauptsächliche Fahrtzweck natürlich die Hauptrolle. Das Umweltbundesamt (UBA) hat in einer Untersuchung ("E-Rad macht mobil") festgestellt, dass das Fahrrad / Pedelec für Distanzen bis zu 5 km im Stadtverkehr das schnellste Fahrzeug ist. Denn die Fahrtzeit setzt sich aus den Komponenten Zu- und Abgangszeit, reine Fahrtzeit, ggfs. Parkplatzsuche, Warte- und Umstiegszeit (bei ÖPNV-Nutzung) etc. zusammen. Vieles davon entfällt bei Fahrradnutzung. Sogar bei Distanzen bis 10 km konkurriert das Pedelec noch mit dem PKW und ist sogar bis 20 km nur geringfügig langsamer. Nachstehend ausgewählte Zeitaufwände und dafür zugrunde gelegte Durchschnittsgeschwindigkeiten für verschiedene Verkehrsmittel gem. Umweltbundesamt (UBA):

km
zu Fuß
Rad
Pedelec
Bus & Bahn
PKW
Geschw.  4 km/h 15,3 km/h 18,5 km/h 20 km/h 24,1 km/h
1 15,00 min 7,92 min 7,24 min 16,00 min 13,49 min
5 75,00 min 23,60 min 20,20 min 28,00 min 23,45 min
10   43,20 min 36,40 min 43,00 min 35,90 min
15   62,80 min 52,60 min 58,00 min 48,35 min

Diese Werte sollen einer "durchschnittlichen Stadt" entsprechen, wobei durchaus abweichende Werte erreicht werden können, z.B. bei ÖPNV mit U-Bahnen, wenn sie auf getrennten Gleiswegen unterwegs sind. Weitere Gründe für z.B. längere Zeiten bei der nicht-motorisierten Fortbewegung können z.B. durch hügelige Landschaften verursacht sein. Bei Distanzen von 5 - 10 km konkurriert das Pedelec mit dem ÖPNV, je nachdem, wie die Taktfrequenz, Umstiege etc. durchschlagen. Aber deutlich auch mit dem MIV. Das Auto ist allerdings ab 1,5 km, ja sogar auch auf kürzeren Distanzen das am meisten genutzte Verkehrsmittel, z.B. Kind zum Kindergarten, Einkäufe mit Getränkekästen usw. Radverkehr im Bereich von 1 km bis 1,5 km umfasst ca. 21% des "modal split". Die Überschätzung der Schnelligkeitsvorteile des PKWs gegenüber anderen Verkehrsmitteln ist dabei häufig die Ursache der Entscheidung. Dabei ist diese Fehleinschätzung laut einer Studie der Pennsylvania University bei Fußgängern und Radfahrern am geringsten, wobei kurze Distanzen besser geschätzt werden als lange Distanzen. 

Seitens der Kommunen gibt noch Verbesserungsbedarf, um den Umstieg vom Auto auf das Rad zu erleichtern:

  • Sicherheit von Radwegen (auch um den höheren Geschwindigkeiten von Pedelecs Rechnung zu tragen),
  • Aufladestationen für Pedelecs und
  • Abstellmöglichkeiten mit Witterungs - und Diebstahlschutz.

Flankierend sollten die Höchstgeschwindigkeiten des Autoverkehrs abgesenkt werden, um den Umweltverbund zu stärken. 

Siehe auch: "Reisezeitunterschiede verschiedener Verkehrsarten von Tür zu Tür im Stadtverkehr - Realität und subjektive Wahrnehmungsverzerrung"