In städtischen Gebieten hat vermutlich jeder schon neue Formen der Mobilität bemerkt, wie z.B. Carsharing (z.B. Car2Go), Ridesharing (Clevershuttle, IOKI, MOIA)  oder Leihfahrräder. Wir sehen eine dritte ökonomische Transformation hin zu einer "wissensbasierten Ökonomie" (urban tech) in den Metropolen dieser Welt, in deren Rahmen ständig neue Technologien entstehen, oft zusammengefasst unter "smart cities". 

Bus wartet C Quimby Martin Randelhoff
Bus wartet (C) Quimby Martin Randelhoff.jpeg

Das städtische Transportwesen vollzieht derzeit einen großen Evolutionsschritt. Der Schritt betrifft Daten für die Vielzahl verkehrsbezogener Smartphone-Apps, die Versorgung der Verwaltung mit wichtigen Informationen über ihr Transportwesen und letztlich auch für eine Verbesserung ihrer Dienstleistungen. OpenDataSoft ist ein Unternehmen, das eine Dateninfrastruktur für Verkehrsverbünde und -unternehmen in ganz Europa zur Verfügung stellt. Hier sind neben Keolis (internationale Eisenbahnverkehrsgesellschaft mit Sitz in Paris) und RATP (staatliches ÖVNP-Verkehrsunternehmen in und um Paris) auch nationale Verkehrsunternehmen wie SNFC (Eisenbahnverkehrsgesellschaft Frankreich) und SBB (Eisenbahnverkehrsgesellschaft Schweiz) beteiligt, die diese Plattform zum Teilen von Daten nutzen. Die Daten werden von den genannten Gesellschaften im GTFS- oder NETEX-Format an OpenDataSoft geliefert. Diese Formate unterstützen die Interoperabilität für alle Bereiche des Transportwesens. Sie enthalten z.B. Kartendaten, Preislisten und Fahrpläne. Weitere Beispiele sind Haltestellen-Listen, Fahrrad-Leih-Stationen oder Daten zur Luftqualität. Bezüglich der Datennutzung ist zu unterscheiden zwischen verbesserter Transport-Effizienz und der Herstellung von Passagier-Dienstleistungen. Beide Zwecke werden sowohl von Transportunternehmen als auch von Drittleistungsanbietern verfolgt. 

Mobilitätsdaten bieten sehr viele Nutzungsmöglichkeiten. So sind neben der Verbesserung der Servicequalität und -effizienz für den Reisenden auch z.B. ökologische Informationen über Luftqualität, Wettervorhersagen bis hin zu Informationen über Handel, Hotels, Gaststätten denkbar. Damit bieten sie in den Mobilitätsbereichen tätigen IT-Unternehmen Nutzungsmöglichkeiten, um ggfs. ganz neue Geschäftsfelder zu erschließen. Daten, die in Organisationen und Unternehmen entstehen und genutzt werden, vereinfachen die Arbeit ganzer Teams. So müssen Bahntrassenbetreiber wie SNCF Réseau z.B. aufgrund von EU- und nationalen Regelungen Informationen über das Freihalten der Schienen von zu nahem Pflanzenbewuchs und vom Einsatz von Chemikalien berichten. Während dies früher auf Papier geschah, gibt es heute "elektronische Instrumententafeln" die von 50.000 Nutzern bei den genannten Eisenbahngesellschaften eingesehen werden können. Sie erleichtern Entscheidungen und das Reporting erfolgt zeitnäher.

Die Metropole Rennes  ist die erste französische Stadt, in der ein Portal für ein digitales Ökosystem errichtet wurde. Hier spielt das Startup Data2B eine große Rolle, das zusammen mit dem lokalen Verkehrsbetrieb Keolis, (Betreiber des städtischen Verkehrsnetzes STAR) und Cycleo (Betreiber eines Bike-Sharing-Netzes) Anwendungen auf der Basis der publizierten Daten erstellt. In einem Projekt mit Keolis wurde eine Vorhersagesoftware zur Verbesserung der Bus-Verfügbarkeit entwickelt. Es verwendet Wetterdaten, historische Ticketing-Daten und besondere Ereignisse für die Vorhersage der Bus-Kapazitätsauslastung. Passagiere können erkennen, ob und wann ein Bus wie voll ist. Das gibt wiederum dem Busbetreiber Hinweise auf eine Verbesserung der Fahrzeug-Nutzungseffizienz, er kann zukünftig mehr oder weniger Kapazität zur Verfügung stellen. Das hilft bei Mehrbelastungen während Veranstaltungen oder aber auch zum Sparen von Kraftstoff. Er kann z.B. kleinere Fahrzeuge bei geringerer Nachfrage bereitstellen. Auch das System Cycleo, das es erlaubt, Leihfahrräder mit Kraftfahrzeugen zu mehr oder weniger genutzten Lokationen zu verlagern, reduziert im Betrieb Zeitaufwand und Kraftstoffverbrauch

Weitere Datennutzungen bestehen in der Unterstützung des Zugangs zu Bus-, Straßenbahn- und S-Bahn-Stationen für Sehbehinderte. Sie werden im Großraum Lille mit einem speziellen Gehstock (smart walking stick) z.B. von einer U-Bahn-Station zu einem Restaurant geleitet. Diese neue Art von Datennutzung verringert damit Barrieren für Sehbehinderte.  

SNCF und SBB, die beiden großen Carrier in Frankreich und der Schweiz, haben OpenData-Projekte angestoßen, die sie und IT-Unternehmen zur Einführung neuer Dienstleistungen motivieren. Sie helfen zusätzlich, die Kommunikation mit den Nutzern zu verbessern. Sie haben über 200 Dateien bereitgestellt mit Informationen zur Pünktlichkeit, Sicherheitsereignisse, aber auch über Entgelte der Bahnangestellten und über Fundbüros. Höhere Transparenz schafft bei den Nutzern mehr Vertrauen. Die SBB in der Schweiz hat einen OpenData-Beauftragten, der mit der Nutzergemeinde z.B. über Twitter engen Kontakt pflegt. Eine verstärkte Nutzung gemeinsamer Daten führt zu einer höheren Gesamteffizienz des Mobilitätsnetzwerks, indem auch Drittanbieter motiviert werden, neue und ergänzende digitale Dienste zu entwickeln. OpenDataSoft ist hier ein Integrator für Transportunternehmen, Ökosystem-Partner und Städte, die der Öffentlichkeit bereitgestellten Daten optimal zu nutzen. 

Siehe auch What's so important about mobility data sharing?