Dr. Ackermann, Fachbereichsleiter beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat in der Newsletter-Reihe DVWG aktuell, Ausgabe 46 vom April 2018  einen Stand zum bundesweiten Projekt "Mobility inside" aus seiner Sicht geschildert.

Das Vorhaben wurde von Mitgliedsunternehmen des VDV - vor allem auch der Deutschen Bahn - 2017 in die Wege geleitet, um in Form eines Netzwerks der Mobilitätsunternehmen den Vertrieb des ÖPNV deutschlandweit unter einer einheitlichen Oberfläche zu bündeln. Es geht damit weit über die Leistungen von DELFI hinaus, einer früheren Initiative für eine vernetzte Fahrplanauskunft. Es haben sich bereits eine Vielzahl von Unternehmen / Verbünden dieser Initiative angeschlossen, da es nur als "Branche" zu realisieren ist. Es soll der "Integrator für multimodale Reiseangebote" werden und gleichzeitig die Vernetzung aller Mobilitätsangebote erreichen. Damit sollen die Unternehmen fit werden für digitale Geschäftsmodelle. Ganz freiwillig entstand diese Initiative nicht, denn sollte ihr kein Erfolg bis zum angepeilten Zieltermin für eine erste lauffähige Branchenlösung gelingen, droht die EU damit, dass der ÖPNV das Vertriebsmonopol verliert und auch privaten Anbietern Zugang verschafft wird. 

Dr. Ackermann räumt ein, dass die Branche bisher noch nicht ausreichend schnell bei der digitalen Transformation vorangekommen ist. Er beschwört dabei die Gefahr, dass private Plattformen sich zwischen Mobilitätsanbieter und Kunden schieben und damit neben der Wertschöpfung auch die Herrschaft über Angebots- und Nachfragedaten sichern (siehe auch Buchhandel). Mobility inside soll deshalb alle digitalen Bereiche der Reisekette abdecken, von der Kundeninformation über Bestellung, Bezahlung und nachfolgende Kundenbeziehungsaktivitäten. Datensammlung und -routing sowie Ticketing und Fahrplanauskunft soll in einem Hintergrundsystem ablaufen, dem alle Verbünde zuarbeiten, das aber für den Endkunden nicht sichtbar werden soll. Der Kunde soll mit nur einer einheitlichen Oberfläche z.T. über zielgruppenorientierte Apps konfrontiert sein, wobei er nicht ausschließt, dass auch weiterhin individuelle, regionale Apps als white label Angebote vorhanden sein werden. Kernfunktionalität soll aber die Buchungsmöglichkeit sein sowie das "single sign on" (SSO). Dies soll allerdings bei einem "Verkehrsunternehmen seiner Wahl" erfolgen. Dieses Unternehmen soll "seinen Auftritt gegenüber dem Kunden beibehalten". Dabei soll die Standardisierung auf Basis der Regeln für den Zugang der Verkehrsunternehmen erfolgen, um dem Kunden eine homogene Flächendeckung anbieten zu können, was über eine eigenständige GmbH & Co KG erfolgt.

Aus Sicht der Verkehrsverbünde soll Mobility inside ein abgestuftes Portfolio an Serviceangeboten bereitstellen. Dies soll von einer einheitliche Netzstruktur über Service Agreements bis hin zu einem Komplettangebot mit einer mandandenfähigen Buchhaltung reichen. Schnittstellen sollen dann eine abgestufte Nutzung der Plattform erlauben.

Leider geht der Artikel nicht darauf ein, wie Fahrplandaten integriert werden. Schließlich existiert ein solcher Datenbestand bei der Deutschen Bahn AG im Europäisches Fahrplanzentrum ja schon seit etwa 20 Jahren. Dann wird es auch sicher spannend zu sehen, wie über verschiedene Tarifsysteme unter Berücksichtigung aller Zusatz- und Anschlusstarife ein einzelner Fahrschein erstellt wird. Der Kunde erwartet hier sicher bei alternativen Tarifierungsmöglichkeiten eine "best price"-Tarifierung. Auch Mehrpersonenfahrscheine, unterschiedliche Altersgrenzen, Anerkennung der BahnCard sind sicher spannende Themen, denen sich Mobility inside stellen muss. Man darf also darauf gespannt sein, erste konkrete Implementierungen in der Praxis zu sehen. Zu den geplanten Realisierungsstufen und zugehörigen Terminen gibt es auch in diesem Beitrag noch keine Aussagen.

Siehe auch "Mobility inside, alles einfach nutzen"